Am 20.06.2023 veranstaltete HIS-HE eine Online-Tagung zur „Digitalisierung und Nachhaltigkeit von Laboren und praktischen Flächen in Hochschulen“. Thematisch ging es dabei sowohl um didaktische Aspekte, als auch um Fragen der Ressourcenschonung, aber auch um Baulich-Technisches. Ziel der Veranstaltung war es, den Teilnehmenden anhand konkreter Umsetzungsbeispiele aus dem Hochschulalltag sowie im Erfahrungsaustausch Anregungen zu geben und Perspektiven für die künftige Ausrichtung von Laborkonzepten und -planungen aufzuzeigen.
In der Vergangenheit wurde das Thema Hochschullabore vorwiegend mit Fragen des Betriebs bzw. der bedarfsgerechten Flächenversorgung für unterschiedliche experimentelle Arbeitsweisen verbunden. Zunehmend an Bedeutung gewinnen jetzt aber Fragestellungen, die die zukünftige Planung und Ausgestaltung von Laboren betreffen. Bezogen auf die Anforderungen an zukünftige Labore heißt das:
- Wie wirkt sich der Einsatz von digitalen Techniken aus?
- Wieviel „klassisches Labor“ wird unter dem Gesichtspunkt „Digitalisierung“ überhaupt noch gebraucht und welche Chancen bieten sich?
- Wie lässt sich der Laborbetrieb flexibel und effizient organisieren?
- Was bedeutet Nachhaltigkeit bei Laboren?
Diesen Fragen gingen die Vortragenden in ihren Beiträgen auf den Grund. So referierte Prof. Dr.-Ing. Dieter Uckelmann von der Hochschule für Technik Stuttgart in seinem Vortrag Real – Remote – Virtuell zum Thema Online-Labore in der Lehre. Prof. Dr. Dominik May von der Bergischen Universität Wuppertal ging auf Extended Reality (XR-)Labore im Kontext der ingenieurdidaktischen Forschung und Praxis ein. Über die Aktivitäten der Community-Working-Group Digitale Labore berichtete Tobias R. Ortelt von der Technischen Universität Dortmund. Monika Hegner und Stefan Goth von der Georg Simon Ohm Hochschule Nürnberg stellten ein innovatives Forschungsgebäude der Hochschule vor. Prof.in Dr. Valery Varney der Technischen Hochschule Köln sprach über physische und virtuelle Labore im Kontext inter- und transdisziplinärer Forschung.
Im Zuge der Diskussionen zwischen Publikum und Referent:innen kristallisierten sich einige wichtige Erkenntnisse heraus:
- Die Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit von Laboren sind an den Hochschulen angekommen und werden ─ nicht zuletzt wegen der angestrebten Konkurrenzfähigkeit ─ als relevant erachtet. Es ist perspektivisch davon auszugehen, dass für Forschung und Lehre starke Veränderungen bei zukünftigen Laboren zu erwarten sind, bei gleichzeitig großer Bandbreite an betroffenen Themen.
- Digitale Labore sollten als Ergänzung und nicht als Ersatz physischer Labore verstanden werden. Eine „Kopplung zur Realität“ mit sozialen Interaktionen ist für die Arbeit in Hochschulen sowie außeruniversitären Forschungseinrichtungen unerlässlich.
- Eine koordinierte und kontinuierliche Bearbeitung des Themas wird als notwendig angesehen. An vielen Hochschulen gibt es derzeit konkrete Laborplanungen bzw. sich in Bau befindliche Laborgebäude. Die zugrunde gelegten Raumkonzepte gehen neben den „klassischen“ Ansätzen vermehrt von flexiblen, multifunktionalen Labor- und Technikumsflächen aus. Anmeldungen von „Besitzständen“ gehören der Vergangenheit an.
- Die „neuen“ Lösungsansätze zur Digitalisierung von Laboren beruhen größtenteils auf befristeten Projektarbeiten, woraus sich Schwierigkeiten im Hinblick auf eine kontinuierliche Fortführung der Aktivitäten im Sinne einer Verstetigung ergeben. Eine langfristige Finanzierung verbunden mit einer gezielten Vernetzung von Laborlösungen, auch zur Reduzierung der Aufwände, ist dazu unerlässlich.
- Motivierende Faktoren für eine Etablierung neuer Laborarbeitsumgebungen sind: Anpassung der Flächen an neue Arbeitsweisen, Flächeneffizienz, Umwelt- und Ressourcenschutz sowie die Zufriedenheit der Mitarbeitenden.
- Erste Erfahrungen zeigen, dass die Definition von Lernzielen bzw. zu erlangenden Kompetenzen den sinnvollen Umfang beim Einsatz von digitalen Laborlösungen bestimmen sollten.
- Nachhaltigkeit und Energieeinsparung führen auch zu Kosteneinsparungen und damit zu der Frage, ob sich diese Einsparungen nicht z. B. für neue Labortechnologien nutzen lassen?
- Die bewusste Einbindung unterschiedlicher Disziplinen und gesellschaftlicher Gruppen (Co-Creation) schaffen Raum für soziale Innovationen in der experimentellen Arbeitswelt.
Das Thema Labore ist für viele Hochschulen und Forschungseinrichtungen interessant, das hat uns die große Resonanz (mehr als 200 Teilnehmende waren dabei) gezeigt. Durch die Bandbreite der vorgestellten Themen war es möglich, einen guten Überblick zu aktuellen Fragestellungen zu bekommen. Deutlich wurde aber auch, dass Bedarf an einem spezifischen Austausch zu einzelnen Inhalten wie z. B. Nachhaltigkeit und Energie, bauliche Entwicklung und aktuelle Planungsgrundlagen oder digitale Entwicklungen besteht. Das werden wir aufgreifen und weiterentwickeln. Gern auch mit Ihnen zusammen. Treten Sie hierzu gern mit uns in Kontakt.
Bildquelle: Waldner Hohenloher