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Hochschulinfrastruktur, Nachhaltigkeit

Wie kann Klimafolgenanpassung an Hochschulen gelingen?

Bislang erfolgen Klimaanpassungsmaßnahmen nur punktuell und gelegentlich an wissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland. Aber etliche Städte und Gemeinden haben sich bereits auf den Weg gemacht und umfangreiche Erfahrungen gesammelt. Die Rückmeldungen von 1.062 Kommunen auf die erste repräsentative Online-Kommunalbefragung zur Klimaanpassung, kürzlich herausgegeben vom Umweltbundesamt1, zeigt, welche Bedingungen geschaffen werden müssen, um Klimaanpassung erfolgreich umzusetzen. Davon können Hochschulen lernen, denn es gibt viele Parallelen zwischen einem Stadtquartier und einem Hochschul-Campus, zwischen einer städtischen und einer Hochschulverwaltung sowie in der nötigen Kommunikation.

Lernen von Kommunen: die Gelingensbedingungen
Was sind die besonderen Herausforderungen und die Gelingensbedingungen für Hochschulen, die sich aktiv mit der Klimaanpassung auf ihrem Campus oder in ihrem Gebäudebestand beschäftigen wollen? Unter diesen Fragestellungen fand am 8. November 2024 die vierte und vorerst letzte online-Austauschrunde im Rahmen des HIS-HE-Projektes Klimafolgenanpassung an Hochschulen statt.
Dr. Thomas Friedrich vom Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) stellte die Kommunalbefragung vor und leitete aus den Ergebnissen Gelingensbedingungen auch für die Klimaanpassung an Hochschulen ab. Anna Carmen Breuer teilte als bisher einzige Klimaanpassungsmanagerin an einer deutschen Hochschule (Stand Nov. 2024) ihre Einschätzung aus Hochschulsicht und berichtete von Ihrem Vorgehen zur Entwicklung des ersten Klimaanpassungskonzeptes für die Hochschule Darmstadt.

Grundvoraussetzung: personelle und finanzielle Ressourcen
Entscheidend dafür, ob das Thema Klimaanpassung überhaupt angepackt werden kann, sind die personellen und finanziellen Ressourcen sowie das Problem- und Dringlichkeitsbewusstsein bei Entscheidern und Verwaltung. Das Bewusstsein für die Notwendigkeit, sich mit Klimaanpassung zu beschäftigen, ist an vielen Hochschulen gegeben. Allerdings sind fehlende personelle und finanzielle Ressourcen in Kommunen und Hochschulen das größte Hemmnis bei der Planung und Umsetzung von Klimaanpassungsmaßnahmen. Die Recherche nach finanzieller Unterstützung für Personal und Maßnahmenumsetzung z. B. durch aktuell verfügbare und auch Hochschulen zugängliche Förderangebote, erbrachte aktuell wenig. Zukünftige Förderung und Unterstützungsangebote können beim Zentrum KlimaAnpassung (ZKA)2 recherchiert werden.

Klimaanpassung muss als Querschnittsthema etabliert werden
Um Bedarfe, Konfliktpotenzial und Synergien gut beurteilen zu können, sei das Kennenlernen aller für die Klimaanpassung relevanter Abteilungen und deren Zuständige wichtig, um ein gegenseitiges Verständnis und aufgeschlossene Kommunikation zu etablieren, so die eindringliche Empfehlung der Klimaanpassungsmanagerin der Hochschule Darmstadt. Information, Vernetzung und die Einbindung von Stakeholdern und Nutzern sind essenziell als Basis für sachliche Diskussionen, für Aushandlungsprozesse bei differierenden Ansprüchen sowie um handlungsfeldübergreifende Maßnahmen gemeinsam umsetzen zu können. Ziel ist die Akzeptanz und aktive Beteiligung möglichst aller Betroffenen und Stakeholder. Wichtig dabei ist, die Klimaanpassung voranzubringen, ohne den Klimaschutz zu vernachlässigen und umgekehrt.
Um sich anpassen zu können, müssen die Hochschulen zunächst abschätzen, was auf sie zukommt. Zudem ist der Ist-Zustand von Gebäuden und Campus hinsichtlich ihrer Resilienz gegenüber Extremwetterereignissen zu ermitteln. Die entsprechende Datensuche und Einschätzung der Datengüte ist eine besondere Herausforderung, die einen guten Draht zum Gebäudemanagement erfordert. Dieser kann dann auch hilfreich sein, um Einfluss auf die Maßnahmenumsetzung nehmen zu können.

Nutzung fachlicher Expertise aus der eigenen Institution und Vernetzung mit der Kommune
Die Kommunen beklagten laut Kommunalbefragung vielfach fehlendes theoretisches und praktisches Wissen, um Klimaanpassungsmaßnahmen erfolgreich umsetzen zu können. Hochschulen sind hier im Vorteil, wenn sie fachliche Expertise aus der Forschung und Lehre ihrer eigenen Hochschule nutzen können. So könne die Vergabe von Teilaufgaben als Studienprojekte die Personalkapazität des Klimaanpassungsmanagements entlasten und zugleich praxisnahes Studieren und den Transfer von Forschung in die Praxis fördern, so Breuer. Ein weiterer Vorteil von Hochschulen ist ihre Einbettung in einer Kommune, besonders wenn diese sich bereits mit der Klimaanpassung beschäftigt. Die Zusammenarbeit mit Kommunen kann eine echte Win-Win-Situation werden. Zusätzlich zur lokalen Vernetzung ist der Austausch mit anderen Hochschulen empfehlenswert und motivierend.

HIS-HE plant weitere Unterstützung der Klimafolgenanpassung an Hochschulen für 2025
Zu den Ergebnissen des diesjährigen Projektes mit Befragung, vier Austauschrunden und Recherchen ist eine Publikation in Vorbereitung. Im Rahmen der Fortsetzung des Projektes wird HIS-HE im kommenden Jahr Empfehlungen und einen Leitfaden zur Erstellung eines Klimaanpassungskonzeptes für Hochschulen und Forschungseinrichtungen erarbeiten, sowie weiterhin wirkungsvolle Maßnahmen sammeln und gute Beispiele im Rahmen weiterer Online-Austauschrunden vorstellen. So soll das Thema insgesamt mehr an Präsenz gewinnen, sodass neben dem Klimaschutz auch die Klimaanpassung bei allen Aktivitäten und Planungen mitgedacht wird. Falls Sie über zukünftige Veranstaltungen zum Thema Klimafolgenanpassung informiert werden möchten, melden sich gerne bei uns.

1) siehe: Friedrich, T., Stieß, I., Sunderer, G., Böhmer, C., Murawski, W., Knirsch, F., Otto, A., Wutzler, B. & Thieken, A. (2024). Kommunalbefragung Klimaanpassung 2023. Umweltbundesamt. https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/kommunalbefragung-klimaanpassung-2023.
2) siehe: https://zentrum-klimaanpassung.de/

Bildquelle: Tobias Heine – Pixabay


    Christiane Dietrich