Am 6. November 2024 fand ein Online-Austauschtreffen zur Amokprävention an Hochschulen statt, das auf großes Interesse stieß: Über 110 Teilnehmende meldeten sich an. Eingeladen hatte das HIS-Institut für Hochschulentwicklung e. V., das in Zusammenarbeit mit Hochschulen deutschlandweit Bedrohungsmanagement und Prävention fördert. Die Veranstaltung griff ein dringendes Thema auf, da Vorfälle wie an der Universität Heidelberg, an der Hochschule Hamm-Lippstadt und zuletzt Ende 2023 an der Karls-Universität Prag die Notwendigkeit präventiver Maßnahmen verdeutlichen.
Prof. Dr. Britta Bannenberg von der Justus-Liebig-Universität Gießen, Expertin für Kriminalprävention und Gewaltforschung, brachte ihre langjährige Erfahrung in Amokforschung und Bedrohungsmanagement ein. Sie verwies darauf, dass Amoktaten in der Regel von Einzeltäter:innen langfristig geplant werden und dass Täter:innen oft im Vorfeld auffällig werden – eine Chance für Prävention und Intervention. Allerdings gestaltet sich die Datenlage schwierig: Während in Deutschland bisher nur zwei Amokläufe an Hochschulen bekannt sind, bleibt unbekannt, wie viele potenzielle Taten durch präventive Maßnahmen verhindert werden konnten.
Bedrohungsmanagement: Prävention durch Systematisierung und Schulung
Ein zentraler Bestandteil der Amokprävention ist das Bedrohungsmanagement, welches präventiv ansetzt, um Bedrohungssituationen frühzeitig zu erkennen und zu entschärfen. Prof. Bannenberg betonte die Bedeutung eines strukturierten Ansatzes, der auf die Sammlung und Bündelung aller Informationen zu bedrohlichen Situationen angewiesen ist. Dieses System soll nicht nur potenzielle Täter:innen identifizieren, sondern auch gezielte Maßnahmen zur Intervention ermöglichen, bevor eine Situation eskaliert.
Wichtig ist dabei die enge Zusammenarbeit der Hochschulen mit der Polizei, die auf Notfallpläne zurückgreifen kann. Klare Meldewege innerhalb der Hochschulen sorgen dafür, dass Bedrohungen schnell gemeldet und eingeschätzt werden können. Durch interne Kommunikationsmittel, wie etwa Notfall-Apps, können im Ernstfall notwendige Maßnahmen in Echtzeit eingeleitet werden.
Amokprävention: Herausforderungen und die Rolle der Prävention
Obwohl Amokläufe selten sind, sind ihre Folgen verheerend – sowohl für die Opfer und ihre Angehörigen als auch für die betroffene Hochschule. Die daraus resultierende mediale Wirkung kann zudem als Verstärker wirken, da Täter:innen oft nach Aufmerksamkeit suchen.
Präventive Maßnahmen wie das Bedrohungsmanagement setzen darauf, Frühwarnzeichen systematisch zu erfassen. Viele (potenzielle) Täter:innen zeigen im Vorfeld auffälliges Verhalten, etwa eine Faszination für frühere Amoktaten. Solche Anzeichen können über das Netzwerk gemeldet und eingeschätzt werden, was entscheidend ist, um rechtzeitig geeignete Maßnahmen zu ergreifen.
Das Fazit: Ein offenes Netzwerk für Prävention und Früherkennung
Die Veranstaltung zeigte, dass eine systematische und professionelle Auseinandersetzung mit dem Thema Amokprävention an Hochschulen dringend erforderlich ist. Der Austausch im Rahmen des HIS-Netzwerks bietet Hochschulen eine Plattform, um Erfahrungen auszutauschen und Präventionsstrategien zu verbessern. Die regelmäßigen Treffen des Netzwerks fördern die Weiterentwicklung eines umfassenden Bedrohungsmanagements, das nicht nur auf Prävention setzt, sondern auch Interventionen und Nachsorge im Blick hat.
Die Erkenntnisse und Anregungen aus dem Online-Austausch verdeutlichen: Amokprävention an Hochschulen braucht kontinuierliches Engagement und Kooperation aller Beteiligten. Ein ausgereiftes Bedrohungsmanagement mit klaren Meldewegen, gut geschultem Personal und einer engen Zusammenarbeit mit der Polizei kann helfen, das Risiko dieser extremen Gewaltform zu minimieren und das Sicherheitsgefühl an Hochschulen zu stärken.
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