Komm. Leitung Hochschulinfrastruktur

Ralf-Dieter Person


E-Mailperson@his-he.de
Mobil+49 160 90624061
Telefon+49 511 169929-14

Leitung Bauliche Hochschulentwicklung

Korinna Haase


E-Mailhaase@his-he.de
Mobil+49 151 72644760
Telefon+49 511 169929-49

Leitung Hochschulmanagement

Dr. Maren Lübcke


E-Mailluebcke@his-he.de
Mobil+49 151 62955162
Telefon+49 511 169929-19

Unternehmens-kommunikation

Kendra Rensing


E-Mailrensing@his-he.de
Mobil+49 171 1292613
Telefon+49 511 169929-46

Allgemeine Anfragen


E-Mailinfo@his-he.de
Telefon+49 511 169929-0


Nachhaltigkeit, Veranstaltungen

„Vielfalt an deutschen Hochschulen“– eine Initiative vom BMBF in Kooperation mit der HRK

Im Herbst 2022 startete das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) eine Initiative mit dem Ziel „Vielfalt an deutschen Hochschulen“ zu fördern. Vielleicht haben Sie bereits von dieser von der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) im Auftrag des BMBF durchgeführten Initiative gehört? Wenn nicht, möchte ich mit einem Rückblick auf die Abschlussveranstaltung „Vielfalt fördern“ nun Ihre Aufmerksamkeit auf dieses erfolgreiche Projekt lenken. Die Tagung wurde kostenfrei als reines Online-Format vom 22. bis 25. April 2024 angeboten und war mit über 360 Teilnehmenden gut besucht.

Doch zunächst – worum geht es?

Die begrüßenswerte Initiative zielte darauf ab, deutsche Hochschulen bei der Weiterentwicklung von ganzheitlichen Diversitätskonzepten zu unterstützen. Für die Entwicklung und Etablierung dieser Konzepte gilt es, jeweils vor Ort bestehende Barrieren und Hürden als auch mobilisierbare Entwicklungspotenziale zu identifizieren. HIS HE hat die Initiative von der Ankündigung bis zum Abschluss im Multiplikator:innenmodus unterstützt, indem die Informationen den bestehenden umfänglichen Kontakten über Mailings zur Verfügung gestellt wurden, um so die Zielgruppe noch einmal gezielt und bestmöglich zu erreichen. Letztendlich wurden 33 Anträge quer durch die Republik von der Auswahlkommission honoriert und anschließend durchgeführt. Die einzelnen Projekte sind in einer Online-Landkarte eingetragen, dort lässt sich nicht nur die geographische Verteilung nachvollziehen, sondern auch jedes einzelne Projekt mit weiterführenden Informationen aufrufen.

Ende April fand das Förderprogramm nun mit der vom Projektteam anspruchsvoll konzipierten Tagung ihren Abschluss. Die inhaltlichen Impulse der viertägigen Veranstaltung in Form von Keynotes und Podiumsdiskussionen wurde von Dr. Jan-Martin Wiarda angenehm und mit interessanten Fragen und Interventionen moderiert. Das vollständige Programm ist hier abrufbar, im Folgenden werden einige Programmpunkte näher beleuchtet.

Eröffnet wurde die Tagung mit einem Grußwort von Dr. Jens Brandenburg, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, der Diversitätsmaßnahmen an Hochschulen als Beitrag zur Freiheit für Forschung und Lehre einordnete. Mit der Keynote „Transforming Lives: Equity and Inclusion policies that work” von Prof. Dr. Jamil Salmi (Universität Diego Portales, Chile) wurde eine internationale Perspektive zugefügt. Insbesondere das Zitat von Arthur Chan „Diversity is a fact. Equity is a choice. Inclusion is an action. Belonging is an outcome“ blieb hängen und gab eine Richtung vor.

Es folgte eine Podiumsdiskussion mit den Expertinnen Prof. Dr. Simone Danz (Frankfurt University of Applied Sciences), Prof. Dr. Angela Ittel (Hochschulrektorenkonferenz & Technische Universität Braunschweig), Bettina Jorzik (Deutscher Stifterverband) und Katharina Zilles (Ruhr-Universität Bochum) zur Situation der Vielfaltsförderung an deutschen Hochschulen.
Viele interessante Aspekte wurde hier aufgegriffen. Aktuell stellen – leider fast erwartungsgemäß – Angriffe von Rechts auf Diversitätsanliegen auch im Hochschulkontext eine große Herausforderung dar. Als weitere Herausforderungen wurde die Befriedung bzw. der Umgang mit der Debatte „Vielfalt versus Gleichstellung“, die sich häufig an knappe Ressourcen entzündet, genannt. Auf der „Habenseite“ wurde unter anderem erwähnt, dass DFG und HRK mit neuen Regelungen bei der Antragsstellung zur Verankerung von Vielfalt im Hochschulkontext beitragen. Dabei sei die paritätische Zusammensetzung von Forschungsgruppen angekommen, die Diversitätsaspekte seien jedoch noch nicht ausreichend im Blick. Als Zwischenziele zur Etablierung von Vielfalt und Chancengerechtigkeit sind unter anderem die Steigerung von Irritationsfähigkeit (Kritikfähigkeit) und Solidaritätsfähigkeit gefragt, beides sollte auf allen Ebenen gestärkt werden.

Der Vormittag des zweiten Tages stand thematisch im Zeichen der nachhaltigen Verankerung von Diversitätsmaßnahmen und wurde mit einem Vortrag von Dr. Lorenz Narku Laing, Professor für Sozialwissenschaften und Rassismusforschung an der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe, eröffnet; gefolgt von einem moderierten, wiederum hochkarätig besetzten Panel zum Thema, welches u.a. eine validierte Datenerhebung als wichtiges Instrument benannten. Erwähnen möchte ich hier zudem zwei Statements aus dem Plenum:

  1. Um strukturelle Veränderungen voranzubringen, wäre es sinnvoll, Instrumente (auf Bundesebene, Landesebene …) zu stärken, die Hochschulen ins Handeln bringen. Wann wird das „Diversity Audit“ (Stifterverband) endlich um zu erreichende – strukturbezogene – Standards ergänzt?
  2. Wie werden Studierende in Veränderungsprozesse zu Diversität und Diskriminierung einbezogen? Bisher werden häufig nur 1-2 Studierendenvertretungen in bestimmten Gremien beobachtet. In Anbetracht der großen Zahl anteilsmäßig zu allen Hochschulpersonen ist das zu wenig.

Doch zurück zur Tages-Key-Note: In seinem eloquent vorgetragenen Beitrag ordnete der charismatische, selbst mehrfach diversitätserfahrene Professor Diversität als Business Case ein. Diese Einschätzung veranschaulichte er anhand der blinden Flecke unter anderem im Marketingbereich und bei wissenschaftlichen, medizinischen Studien (Stichworte: Hautkrankheiten, Muslima bei ärztlichen Untersuchungen) ein, bei denen verschiedenste Vielfaltsdimensionen nicht ausreichend berücksichtigt werden.
Daher plädiert Narku Laing u.a. für eine dezentrale Diversitätsgesamtstrategie (nicht alle Hochschule müssen alles leisten, allem gerecht werden), d.h. bestimmte Angebote sollen auf verschiedene Hochschulen und damit auch die Last, Kosten die Prozesse und Qualifikationsbedarfe verteilt werden. Argumente aus dem Publikum gegen diesen Lösungsansatz waren die mangelnde Wahlfreiheit der Betroffenen und das Risiko der Segregation. Zudem stellt sich die Frage nach dem Umgang mit Intersektionalität: Was machen diejenigen Studierenden, die von mehreren Diskriminierungskategorien oder von Mehrfachbehinderung betroffen sind?

Neben weiteren Programmpunkten stand die Projektpräsentation im Mittelpunkt. So wurden an den Nachmittagen des zweiten und dritten Tages und am Vormittag des Abschlusstages jeweils zwei parallel stattfindenden Sessions die Projekt vorgestellt, dabei gab es jeweils Raum für Rückfragen und Diskussion. Die Steckbriefe der Projekte sind, wie oben erwähnt, über die Website abrufbar.

Last but not least wurde die Tagung in einen musikalischen Rahmen eingefasst: Der Ausklang des ersten Tages wurde von der Hochschule für Musik Würzburg gestaltet, der zum Abschluss am Donnerstag von der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, selbstverständlich unter Berücksichtigung einer Vielfaltsperspektive. So macht Online-Tagen Spaß.

Mein Fazit: Es ist mehr als ermutigend zu sehen, dass sich von der kleinen Hochschule bis zur großen Universität und von „am Anfang stehend“ bis „seit Längerem auf dem Weg“ das gesamte Spektrum der deutschen Hochschullandschaft mit Strategien und Umsetzungsmaßnahmen an dieser Initiative beteiligt hat und in den Austausch gegangen ist. Wie so oft im Leben, wäre eine bessere finanzielle Ausstattung wünschenswert gewesen, doch so wurde das Thema von Bundesseite in die Breite und in die Öffentlichkeit getragen, und bei bereits gut aufgestellten Hochschulen auch vertieft – das Signal zählt. Die formulierten Zielsetzungen der Initiative

  • In-die-Breite-Tragen
  • In-die-Tiefe-Gehen
  • Außenkommunikation

dürften damit erreicht sein. Jetzt geht es um den Ausbau, darum das Thema in die Mitte zu tragen und um die Verstetigung, dafür braucht es Ressourcen, nicht nur, aber auch finanzieller Art.

Die inhaltlichen Impulse der einzelnen Veranstaltungstage wurden parallel aufgezeichnet und sollen im Nachgang auf der Projektwebseite veröffentlicht werden, sodass sie Interessierten auch nachträglich noch zur Verfügung stehen werden.
Weiterführende Informationen zur Initiative „Vielfalt an deutschen Hochschulen“ finden Sie hier.

Bei weiterem Informationsbedarf oder Fragen zur Initiative wenden Sie sich gern an Frau Anke Zuber, Projektleitung ‚Vielfalt an deutschen Hochschulen‘ bei der Hochschulrektorenkonferenz (HRK).

Bildquelle: Foto von Amy Elting auf Unsplash


Ingrid Ostermann