Autor: Ralf Tegtmeyer
Am 09. und 10. Juni fand – nach 2 Jahren coronabedingter Pause – die 52. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft technischer Abteilungen an wissenschaftlichen Hochschulen (ATA) in Innsbruck statt, perfekt ausgerichtet gemeinsam durch das Mozarteum Salzburg, die Universität Innsbruck und die Medizinische Universität Innsbruck. Die ATA ist ein Zusammenschluss der Leiterinnen und Leiter des Bau- und Gebäudemanagements der Universitäten in Deutschland und z.T. Österreichs und der Schweiz.
Das dichtgedrängte Programm umfasste drei Schwerpunkte: Neue Arbeitswelten, Klimaschutz, Sicherheit auf dem Campus. Themen, die verständlicherweise auch bei HIS-HE in Bezug auf Gebäude- und Campusplanung und -betrieb seit einiger Zeit hochaktuell sind.
In den Vorträgen und Diskussionen zu diesen Schwerpunkten wurde denn auch aufgezeigt, welche Fragen und Themen die Hochschulen und besonders die Bau- und Gebäudemanagementdezernate vor allem auch strukturell-strategisch bewegen.
Neue Arbeitswelten
Zu Beginn konnte ich einen Überblick zu den aktuellen und voraussichtlichen Veränderungen und Entwicklungen des Lehrens, Lernens und Arbeitens an Hochschulen geben. Dies betrifft bereits für alle sichtbare Entwicklungen – die aber viele (immer noch) nicht als dauerhaft ansehen – wie die vermehrte digitale Lehre (im Gegensatz bzw. in Kombination mit analoger Lehre) sowie Online-Lernen (in Ergänzung zum Präsenz- oder Onsite-Lernen). Langfristig ist hierbei aber auch eine Veränderung der Lernwege von (zukünftigen) Studierenden einzubeziehen, die neben dem zzt. vorherrschenden einmaligen Studium nach dem Abitur künftig deutlich segmentierte Studienphasen in verschiedenen Lebensphasen umfasst (vgl. AHEAD-Studie von HIS-HE und FiBS). Diese Entwicklungen haben kurz-, mittel- und langfristige Auswirkungen auf die Quantität und vor allem die Qualität der Flächen – Gebäude- und Außenflächen – an Hochschulen.
Im Anschluss wurde das Thema New Work näher beleuchtet und Beispiele für eine „Lernkultur 4.0“ und zu innovativen Büroflächenkonzepten aus der FH Münster und der Universität Hildesheim vorgestellt.
Klimaschutz
Einen weiteren Schwerpunkt bildete der Klimaschutz mit der Verantwortung aber auch den Potentialen der Hochschulen. Zunächst stellte der Vizerektor für Infrastruktur der Universität Innsbruck, Prof. Dr. Wolfgang Streicher, bereits in seinem Festvortrag, Grundsätze und Notwendigkeiten der Klimaneutralität eindrucksvoll dar. Er wies gleichermaßen auf die unbedingte Notwendigkeit hin, sofort, in großem Maßstab und äußerst konsequent umzusteuern wie auch Prioritäten von Maßnahmen neu zu ordnen. So ist z. B. die nahezu vollständige Umstellung weg von Öl und Gas hin zu elektrischer Energie – insbesondere elektro-basierte Heizungssysteme (Wärmepumpen!) und E-Fahrzeuge – unter Nutzung von regenerativen Energiequellen unbedingt erforderlich (zu beachten ist dabei, dass die enormen Umwandlungsverluste, die wir bei der Verstromung aus Gas, Kohle oder Öl haben, bei PV- oder Windkraftanlagen weitaus geringer sind, da die Energie direkt als Strom „gewonnen“ wird). In einem weiteren Beitrag beschrieb Prof. Streicher die Herausforderungen und Handlungsmöglichkeiten der Universitäten im Klimawandel. So nannte er u. a. Anreize zum Energiesparen für Institute, Green Office als Bindeglied zwischen Universität und Studierenden, weitgehende Reduzierung von (Kurzstrecken-)Flügen bei Dienstreisen, Nachhaltigkeit als Bestandteil von Lehrveranstaltungen.
Ergänzt wurden diese Ausführungen durch einen Vortrag zu Wärme-Kälte-Kopplung durch Großwärmepumpen, u. a. mit einem Szenario, in dem von einem aktuellen Anteil fossiler Energieträger im Gebäudesektor i. H. v. 75 % des Wärmemarktes (und ca. 10 % Fernwärme) auf 60 % dezentrale Wärmepumpen (und 25 % Fernwärme) umgestellt wird.
Hinsichtlich des Hochschulbaus wurde von der CAU Kiel eindringlich über die Notwendigkeit nachhaltigen Bauens berichtet und hierfür bspw. BNB-Zertifizierungen beleuchtet.
Auch die Elektromobilität wird an Hochschulen langsam ausgebaut. Hierzu haben wir über Rahmenbedingungen wie die (Versorgungs-)Infrastruktur und Implikationen berichtet. Zudem konnten wir über eine Umfrage zu Maßnahmen und Regelungsbedarf sowie eine von HIS-HE für das Land Hessen durchgeführten Studie zur E-Mobilität an hessischen Hochschulen berichten.
Sicherheit auf dem Campus
In einem dritten Schwerpunkt wurden von der Landespolizeidirektion Tirol Gefahren und Verhalten bei „Veranstaltungen, Versammlungen und Bombendrohungen“ erläutert sowie das Sicherheitsmanagement der Universität Wien vorgestellt.
Darüber hinaus wurden weitere aktuelle Themen erörtert, wie Strategien für die Personalgewinnung am Beispiel der RWTH Aachen.
Mein (wenig überraschender) Eindruck auch aus vielen Gesprächen war, dass alle Teilnehmenden es sehr genossen haben, (endlich) wieder sich persönlich austauschen zu können, miteinander zu reden und die Kontakte erneuern zu können.
Es war eine äußerst gelungene, top organisierte Tagung – vielen Dank an die Veranstalter! –, die Vorträge und Diskussionen waren sehr informativ, die Gespräche äußerst angenehm – es hat mal wieder Freude gemacht.