Jetzt im zweiten Lockdown, wo der größte Teil des Lehrens, Lernens und Arbeiten an Hochschulen wieder online stattfindet, schauen wir noch einmal zurück auf das vergangene Sommersemester und stellen uns die Frage, war es denn jetzt für alle gleich? Mit welchen unterschiedlichen Erfahrungen gehen die Hochschulen in das aktuelle Semester?
In unserer Hochschulleitungsbefragung (bei der jetzt auch der finale Bericht vorliegt), haben wir Universitäten, Fachhochschulen und Kunst-, Musik-, Film und Medienhochschulen (KMH) getrennt ausgewertet.
Für die Universitäten zeigte sich, dass diese insgesamt zufriedener mit der geleisteten Umstellung waren. Dies kann ggf. damit zu tun haben, dass Universitäten ungefähr vier Wochen Vorlaufzeit hatten, während bei Fachhochschulen das Semester beim ersten Lockdown unmittelbar bevorstand. Für das aktuelle Semester wurde im Schnitt 26,9 % weniger Präsenzunterricht geplant als der im Juli angegebene Durchschnitt von 36 %. Nachhaltig bleiben werden digitale Elemente oder ganze Online-Formate und eine „differenziertere[ ] Wahrnehmung der Bedeutung von Präsenz“. Auf struktureller Ebene erwarten einige der befragten Universitätsleitungen die „Institutionalisierung der digitalen Unterstützungsangebote“ bzw. die „hochschulweite Vereinheitlichung der Support-Strukturen im Bereich digitales Lernen und Prüfen“.
Für die Fachhochschulen zeigt sich deutlicher, dass durch digitale Lehre flexible Studienmodelle besser realisiert werden können, so dass perspektivisch „zeit-, räumlich flexiblere Studienangebote Fahrt [aufnehmen]“. Ein Teil der Fachhochschulleitungen scheint also mit einem stärker differenzierten Angebot und einer deutlich diversen Studierendenschaft in Zukunft zu rechnen.
Für die Kunst-, Musik-, Film und Medienhochschulen stellt sich die Situation ungleich schwieriger dar. Die befragten Leiterinnen und Leiter der KMHs sahen im Sommersemester 2020 nicht nur einem wesentlich höheren Entwicklungsbedarf ausgesetzt, sondern zeigen sich über alle untersuchten Bereiche hinweg auch unzufriedener mit der erreichten Umstellung als die anderen Hochschulen (siehe Abbildung).
Auch das aktuelle Wintersemester wird deutlich schwieriger werden, da die KMHs aufgrund der Relevanz der künstlerischen Praxis mit einem deutlich höheren Präsenzanteil (fast 60 %) für das Wintersemester 2020/21 geplant haben. Nur wenig davon lässt sich adäquat in den digitalen Raum verlegen, so die bisherige Bilanz der Leitenden der KMHs. Gleichwohl sind auch an den KMHs mittelfristige Veränderungen zu erwarten: Von kleineren Neuerungen, wie der digitalen Raumplanung über Online-Beratungsangebote für Studierende, bis hin zu digitalen Aufnahmeprüfungen, werden auch bei den KMH-Leitenden Impulse genannt, die bleiben werden.
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