Einen innovativen Denk- und Verständigungsraum zu schaffen, „in dem drängende Herausforderungen und virulente Themen der digitalen Transformation im Hochschulbereich sichtbar gemacht, gemeinsam eingeordnet und weitergedacht werden“, war Ziel der Veranstaltung Agora des Hochschulforum Digitalisierung.[1] Gemeinsam mit rund 200 weiteren bundesweit ausgewählten Expert:innen waren wir eingeladen, uns in Berlin einen Tag lang mit Fragestellungen rund um die Schwerpunkte Lehren und Lernen, digitale Infrastruktur, Hochschule als Organisation und gesellschaftlicher Wandel auseinanderzusetzen. Die Themen wurden in zehn parallelen, durchstrukturierten Workshops diskutiert – von den bestehenden Herausforderungen bis hin zu Überlegungen für Lösungsansätze.
Inka Wertz entschied sich für die Gruppe Partizipation und Führung und widmete sich hier der Frage, wie Change Management Wirkung entfalten kann. Dies vor allem vor dem Hintergrund, dass viele Veränderungsprozesse im baulichen Bereich von einer Begleitung profitieren, die sowohl die Sprache der Nutzer:innen als auch die Sprache der ausführenden Abteilungen spricht. Die Gruppe diskutierte entlang der Frage, wie sich Partizipation auf Augenhöhe gestalten lässt und wie sich Stakeholder:innen motivieren lassen, sich in entsprechende Prozesse einzubringen. Dabei wurden erste Ideen entwickelt, wie sich Beteiligung auf eine breite Basis stellen oder sogar ein institutionell verankertes Partizipationsmanagement entwickeln lässt.
An der Gruppe „Wie erreichen wir gemeinsam digitale Souveränität?“ beteiligte sich Klaus Wannemacher. Einen Ausgangspunkt bildete die Wahrnehmung, dass den Hochschulen auch bei der KI eine starke Abhängigkeit von kommerziellen Anbietern droht, was die digitale Souveränität gefährden und sich auch negativ auf die Innovationsfähigkeit auswirken könne. Diskutiert wurden Ansätze, wie die digitale Handlungsfähigkeit der Hochschulen langfristig gesichert werden kann. Adressiert wurden Strategien, die aus der Abhängigkeit von proprietären Anbietern führen können, und Möglichkeiten, Hochschulen durch den Aufbau nachhaltiger, interoperabler IT-Infrastrukturen unabhängiger zu machen. Daneben führte die bislang weitgehend vernachlässigte Frage, wie der erreichte Grad der digitalen Souveränität an Hochschulen gemessen und zu Steuerungszwecken in Kennzahlen abgebildet werden kann, zu erstaunlich heterogenen Einschätzungen.

Ein weiterer Baustein, um die Nutzung von KI in Forschung und Lehre zu stärken, ist die Personalentwicklung. Am Austausch zu diesem Thema hat sich Georg Jongmanns beteiligt. Weiterbildung ist eine ebenso klassische wie wichtige Grundlage der Personalentwicklung. Um ihr eine größere Anerkennung zu verleihen, müssen Freiräume für die verschiedenen Zielgruppen geschaffen werden: für die Hilfs- ebenso wie für die Führungskräfte, für die Lehrenden (für alle Lehrenden) ebenso wie für die Beschäftigten in der Verwaltung. Jede(r) sollte dort ‚abgeholt‘ werden, wo er oder sie steht. Das bedeutet, dass die vorhandenen Kompetenzen, die sicherlich nicht gleichverteilt sind, berücksichtigt werden müssen.
Das Ziel wäre jedoch nicht nur, möglichst viele Hochschulangehörige auf einen aktuellen Stand zu bringen. Die Herausforderungen liegen tiefer. Der Fachkräftemangel zwingt dazu, grundlegend darüber nachzudenken, wie die vorhandenen und die sich wandelnden Aufgaben am besten verteilt und erledigt – oder überhaupt definiert – werden können. Top-down ist sicherlich nicht die richtige Antwort; und die starke Trennung von Verwaltung und Wissenschaft auch nicht. Damit sind die Zusammenarbeit im Team, die Struktur von Organisationseinheiten und die bereichsübergreifenden Kooperationsfähigkeiten in den Hochschulen angesprochen. Personal- scheint ohne Organisationsentwicklung nur einen Teil der notwendigen Antworten geben zu können, die nötig sind, um Hochschulen klug an die laufenden Veränderungen anzupassen. Die Workshop-Gruppe war sich einig, dass es in diesem Feld trotz guter Ansätze und Beispiele reichlich Potenzial für agileres Handeln gibt.
Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine lebhafte Fishbowl-Diskussion. Die Ergebnisse aus den straff getakteten zehn Kleingruppen wurden Revue passieren gelassen und mögliche Ableitungen diskutiert. Es kam die pointierte Frage auf, wie es den Hochschulen gelingen könne, auch in kommenden Jahren noch Absolvent:innen hervorzubringen, die am Ende ihres Studiums deutlich mehr Kompetenzen als das von ihnen genutzte KI-Tool aufweisen. Ben Lenk-Ostendorf, Projektleitung TUM AI Guides, war sich sicher, dass diese Frage die Community noch lange beschäftigen werde.
Oliver Janoschka zeigte sich von einer rundum gelungenen einstündigen Fish Bowl-Runde beeindruckt, in der kein Sitz frei geblieben sei. Er verwies darauf, dass man in der nächsten Förderperiode des Hochschulforums Digitalisierung – herzlichen Glückwunsch übrigens! – mit der Community am Ball bleiben und die kollaborativ erarbeiteten Lösungsvorschläge und konkreten Handlungsansätze weiterentwickeln könne und werde.
[1] Siehe https://hochschulforumdigitalisierung.de/agora-zukunft/
Bildquelle: Eigene Aufnahmen HIS-HE