Wie geht es nach den ‚Damage Control‘-Maßnahmen an den Hochschulen weiter?
Die durch die Corona-Pandemie bedingten Einschränkungen des öffentlichen Lebens trafen auch die Hochschulen im Frühjahr 2020 unerwartet und plötzlich. Ohne lange Vorbereitungsphase mussten die Bildungseinrichtungen ihren Normalbetrieb auf größtenteils digitale Lehre umstellen. Diese spontane Umstellung führte zu didaktischen, technischen und infrastrukturellen Problemen an den Hochschulen. Um auf die immensen Herausforderungen eines „erzwungenen“ digitalen Sommersemesters an deutschen Hochschulen möglichst schnell und effektiv reagieren zu können, haben verschiedene Länder eigene Maßnahmen und Sofortprogramme aufgesetzt, darunter
- beispielsweise der Sonderfonds „Digitale Hochschullehre II“, den das Thüringer Wissenschaftsministerium Anfang 2021 für mehr Digitalisierung an den Thüringer Hochschulen bereitgestellt hat (2,8 Mio. Euro),
- das Sofortprogramm des Regierenden Bürgermeisters von Berlin und Senators für Wissenschaft und Forschung vom Frühjahr 2020, mit dem die Berliner Hochschulen Mittel für den Ausbau ihrer digitalen Lehr- und Prüfungsformate erhalten haben (10 Mio. Euro), oder
- die Vereinbarung zwischen dem Land und den Hochschulen in Nordrhein-Westfalen zur Digitalisierung vom Herbst 2020, in deren Rahmen den Hochschulen des Landes – auch unabhängig von der Pandemiesituation – bis 2023 Mittel für hochschulübergreifende Digitalisierungsprojekte zur Verfügung gestellt werden (rd. 70 Mio. Euro).
Von einer ähnlich ausgerichteten Maßnahme des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur (MWK) profitieren nun die niedersächsischen Hochschulen. Das MWK brachte in Zusammenarbeit mit der VolkswagenStiftung und der Landeshochschulkonferenz Niedersachsen (LHK) ebenfalls ein Sofortprogramm auf den Weg. Die ersten 4 Millionen Euro sollten als Direkthilfe den Hochschulen zugutekommen, um akute Schwächen und Probleme noch im Laufe des Sommersemesters 2020 wirksam ausgleichen zu können. Mit dem Gesamtbudget, das sich mittlerweile auf insgesamt 21,75 Millionen Euro beläuft, soll eine langfristige Digitalisierungsstrategie für Niedersachsens Hochschulen entwickelt und implementiert werden. Diese Strategie soll innerhalb der Dachinitiative „Hochschule.digital Niedersachsen“ erarbeitet werden. Die Strategie dient der weiteren Etablierung digitaler Technik an niedersächsischen Hochschulen und soll an den drei Schwerpunkten Verwaltung, Forschung sowie Studium und Lehre ansetzen.
Die Corona-Pandemie dürfte mit ihren direkten und indirekten Auswirkungen sicherlich als starke Antriebskraft für den bisher eher schleichend verlaufenen Digitalisierungsprozess wirksam werden. Auch wurde häufig der Erwartungshaltung Ausdruck gegeben, dass die Digitalisierung und digitalisierte Lehransätze qualitativ nicht per se besser als althergebrachte Ansätze sind, sondern ausführlicher konzeptioneller Vorbereitung und didaktischer sowie organisatorischer Begleitung bedürfen. Daher dürften die an die unterschiedlichen Maßnahmen und Sofortprogramme der Länder geknüpften Erwartungen groß sein.
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