Neuerscheinung „Vom E-Learning zur Digitalisierung“
Eine im Sommer 2018 durchgeführte repräsentative Studie des IT-Unternehmens Cisco gelangte zu dem Ergebnis, dass 43,6 Prozent der befragten BundesbürgerInnen beim Thema Digitalisierung den größten Handlungsbedarf im Bildungssektor sahen. Kurz zuvor hatte die Gesellschaft für Medien in der Wissenschaft e. V. (GMW) einen Call for Paper veröffentlicht, in dem sie unter der Maxime „E-Learning ist tot, es lebe die Digitalisierung“ die aktuelle Diskussion rund um digitale Medien in der Bildung und die entsprechenden Handlungsbedarfe breiter adressierte. Die InitiatorInnen des Calls gingen von der Beobachtung aus, dass der Begriff Digitalisierung heutzutage in aller Munde ist und kaum ein Bereich des gesellschaftlichen Lebens davon unberührt bleibt. Dabei werde dieser Begriff oft unspezifisch und unhinterfragt angewendet, ohne einen Konsens über dessen Bedeutung im jeweiligen Kontext. Aus diesem Grund warf die GMW die Frage auf: Was ist Digitalisierung überhaupt? Und was bedeutet sie im Rahmen von Wissenschaft und Bildung?
Die Resonanz auf den Call war außerordentlich groß. Nur etwa ein Drittel der Beitragsvorschläge konnte schließlich berücksichtigt werden. Diese Beiträge sind nun unter dem Titel Vom E-Learning zur Digitalisierung – Mythen, Realitäten, Perspektiven als Band 76 der Buchreihe „Medien in der Wissenschaft“ im Waxmann Verlag erschienen. Der Band gliedert sich in drei Hauptabschnitte, um die vielfältigen Facetten des Themas Digitalisierung in der (Hochschul-)Bildung möglichst umfassend beleuchten zu können.
Im Kapitel „Mythen“ wird der gesellschaftliche Diskurs rund ums Thema in einen wissenschaftlichen Kontext gestellt und die Selbstverständlichkeit, mit der sich der vermeintlich selbsterklärende Begriff Digitalisierung durchgesetzt hat, hinterfragt. Im Kapitel „Realitäten“ wird der digitale Alltag in verschiedenen Teilbereichen des Bildungssektors untersucht. Dabei werden sowohl empirische Daten als auch Erfahrungsberichte vorgestellt, um ein vielseitiges Abbild der digitalen Realität an deutschen Hochschulen zu zeichnen. Das Kapitel „Perspektiven“ lenkt den Blickwinkel auf künftige Entwicklungen: Wie kann die Zukunft der Digitalisierung aussehen, und was sind die fachübergreifenden Perspektiven auf Chancen und Risiken?
Mit diesem weiten Fokus greift der Band Diskussionen auf, die die Arbeit der GMW als Fachgesellschaft in fachlich-inhaltlicher, methodischer und konzeptioneller Hinsicht seit ihrer Gründung prägen. Begleitet werden die Kapitel des grafisch ansprechend gestalteten Bandes von einer Fotoserie „Minidramen“ des Wiener Forschers, Lektors und Fotografen Hans Krameritsch, die von der Rolle des Menschen im Zeitalter der Digitalisierung handelt. Unter den gleich zwei Epilogen des Bandes befindet sich ein Video-Dialog, in dem Peter Baumgartner, bis 2019 Professor für Technology Enhanced Learning an der Donau-Universität Krems, im Gespräch mit Reinhard Bauer von der Pädagogischen Hochschule Wien zentrale Fragestellungen des titelgebenden Themas kommentiert.
Insgesamt umfasst der 470 Seiten starke Herausgeberband 38 Beiträge von 60 AutorInnen unterschiedlicher fachlicher Provenienz. Er vermittelt so ein umfassendes Bild von Digitalisierungsprozessen an deutschsprachigen Hochschul- und Forschungseinrichtungen und eröffnet zugleich Ausblicke darauf, wie diese in der Zukunft aussehen könnten.
R. Bauer, J. Hafer, S. Hofhues, M. Schiefner-Rohs, A. Thillosen, B. Volk & K. Wannemacher (Hrsg.): Vom E-Learning zur Digitalisierung – Mythen, Realitäten, Perspektiven. Münster etc.: Waxmann 2020 (Medien in der Wissenschaft, Bd. 76). ISBN 978-3-8309-4109-5 . Als digitale Open-Acess-Publikation: https://www.waxmann.com/index.php?eID=download&buchnr=4109 sowie im Buchhandel (broschiert) für 42,90 €.