Nein, dieser Beitrag ist nicht von ChatGPT geschrieben. Der Versuchung konnte ich aber nicht ganz widerstehen und habe das Computerprogramm mal nach seinen Auswirkungen auf die Hochschulen gefragt. Das war zumindest der erste Versuch, der mir recht eindimensional die Vorteile von KI an Hochschulen zu vermitteln versuchte. Die anschließende Suche nach konkreten negativen Folgen des Chatbots hob interessanterweise Aspekte hervor, die ich nicht direkt mit ihm in Verbindung gebracht hätte. Beispielsweise die Gefahr, dass einige Berufe in der Bildungsbranche obsolet werden oder der Verlust von menschlicher Interaktivität. Klingt beides zu generisch, vielmehr nach allseits bekannten Auswirkungen von KI. Dabei ist ChatGPT nicht nur irgendein Computerprogramm, sondern das textbasiertes Dialogsystem, das seit Ende letzten Jahres in aller Munde ist.
Der vom US-amerikanischen Unternehmen OpenAI gegründete Chatbot bietet registrierten Nutzer:innen als eine Art Universalgelehrter eine Vielzahl von Möglichkeiten: Er liefert Antworten zu allen möglichen Themen, schreibt Computercodes, erzeugt innerhalb von wenigen Sekunden lange und komplexe Texte. Für das i-Tüpfelchen sorgte ChatCPT als es vor kurzem die Abschlussprüfung des Masterstudiums im Fach Business Administration an der Wharton Universität in Pennsylvania bestand und damit die unbegrenzten Möglichkeiten von KI aufzeigte. Unter dieser Vielfalt an Möglichkeiten scheinen sich indes auch Gefahren zu verbergen, die sich in Bildungseinrichtungen schon heute abzeichnen. Erste Reaktionen kamen aus New York: Dort wurde an öffentlichen Schulen der Chatbot-Zugang mittlerweile geblockt. Weltweit wird auch an anderen Bildungseinrichtungen weiterhin darüber diskutiert, wie mit dem Textgenerator umzugehen ist. Eine maßgebliche Befürchtung der Hochschulen ist, dass Täuschungsversuche in Haus- und Seminararbeiten noch schwerer nachzuweisen sind. In diesem Zusammenhang beschäftigen sich einige Hochschulen schon heute damit, ihre Prüfungsmodalitäten zu überdenken und Haus- und Seminararbeiten zukünftig durch Abschlussprüfungen zu ersetzen.
Obgleich das Computerprogramm als eine Gefahr für die Lehr-, Lern- und Prüfungskultur bewertet wird und Hochschulen damit vor Herausforderungen stellt, plädieren Fachleute dafür, das Programm als eine Chance für sich und die Studierenden zu sehen. In diesem Zusammenhang verglich ein Wissenschaftler der Acadia Universität in Pennsylvania die Bedeutung von ChatGPT für das Verfassen von wissenschaftlichen Texten mit der Erfindung des Taschenrechners für die Mathematik, der die Lehre fundamental veränderte. Während vor seiner Erfindung die Lösung einer Gleichung bewertet wurde, war plötzlich nicht mehr allein das Endergebnis ausschlaggebend, sondern der Weg zu ebendieser Lösung. Ähnlich wie bei der Erfindung des Taschenrechners, werde ChatGPT einigen Fachleuten zufolge nicht mehr verschwinden, sodass den Hochschulen keine andere Wahl bleibe, als sich mit dieser Erfindung abzufinden [1]. Überträgt man die Analogie des Taschenrechners auf den aktuellen Diskurs, könnte folgendes Szenario hergeleitet werden: Das wissenschaftliche Arbeiten wird zukünftig nicht mehr in seiner Endfassung bewertet, sondern vielmehr danach, inwieweit ein von dem Chatbot erstelltes Werk von den Studierenden ergänzt und verändert wird. Das ist zugegeben ein zugespitztes Szenario, welches den aktuellen Entwicklungen zufolge allerdings nicht der reinen Fantasie entsprungen ist.
Welche tatsächlichen Auswirkungen die Nutzung von ChatGPT auf die Lehr- und Prüfungsformen an Hochschulen hat, bleibt natürlich abzuwarten. Wir sind also weiterhin gespannt, welche Einflüsse sich in Bezug auf die Lehr- und Lernkultur an den Hochschulen ergeben und welche neuen Konzepte Hochschulen entwickeln werden.
Eine kritische Reflexion seiner eigenen Fähigkeiten hat mir ChatGPT übrigens doch noch mitgeteilt: „Schließlich kann eine zu starke Abhängigkeit von AI-Modellen wie ChatGPT zu einer Abhängigkeit von Technologie und einer Minderung der menschlichen Fähigkeiten führen. Dies kann dazu führen, dass Schüler, Studierende und Lehrende nicht mehr in der Lage sind, Probleme ohne die Hilfe“ … Tja, wie es weitergeht habe ich mich auch gefragt. Der generierte Text hörte abrupt auf; auch ChatGPT scheint abwarten zu wollen.
Wir berichten gern weiter.