Als strategischer Partner des ERASMUS+ Projekts NIILS-New Approaches for Inclusive Informal Learning Spaces unterstützt HIS-HE ein Vorhaben, das zum Ziel hat, integrative und technologisch verbesserte informelle und unkonventionelle Lernumgebungen in der Hochschulbildung zu fördern, um das Wohlbefinden Lernender zu verbessern.
Beteiligt sind die Hochschulen
- Akdeniz-Universität Antalya (Türkei)
- Donau Universität Krems (Österreich)
- Universität La Sapienza Rom (Italien)
- Mykolas Romeris Universität (Litauen)
- Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (Deutschland)
Weitere strategische Partner sind das Hochschulforum Digitalisierung, der Stifterverband und die Deutsche Initiative für Netzwerkinformation e.V.
Hintergrund des Projekts ist der Gedanke, dass die Corona-Pandemie die Entwicklung und Nutzung digitaler Technologien für digital unterstützte Lehr- und Lernaktivitäten außerhalb formaler institutioneller Lernräume wie Seminarräume und Hörsäle forciert und beschleunigt hat. Neue informelle und unkonventionelle Lernräume, aber auch Außenräume, Verkehrsmittel oder Cafés haben in diesem Kontext an Bedeutung gewonnen. Hieraus entstehen Chancen, aber auch Herausforderungen für Bildungssysteme sowie Lehrende und Lernende. Dies vor allem hinsichtlich sozialer Auswirkungen, Lehr- und Lernstrategien, hybrider Lernumgebungen, Ungleichheiten beim Zugang zu technischer Ausrüstung und Internet sowie zu physisch-räumlichen Umgebungen.
Das Projekt untersucht informelle und unkonventionelle physische wie hybride Lernräume und nimmt dabei zusätzlich Ungleichheitsfaktoren bei den Nutzer:innen wie Armut, Behinderungen, Geschlecht, Alter und geografische Barrieren in den Blick. Zudem werden Chancen und Herausforderungen aktueller und zukünftiger digitaler und technologischer Entwicklungen und deren Einfluss auf informelle und unkonventionelle Lernräume ermittelt.
Als Ergebnis soll ein vergleichender Länderkontextbericht zur Verfügbarkeit und Infrastruktur informeller Lernräume entstehen. Zusätzlich sollen die Nutzer:innen hinsichtlich Nutzung, Wahrnehmung und Auswirkungen auf ihr Wohlbefinden untersucht werden. Geplant ist darüber hinaus die Entwicklung einer digitalen Plattform für informelle Lernräume und der Aufbau von Lerngemeinschaften für Studierende, Dozierende und Hochschulverwaltung. Zudem sollen Leitlinien für Nutzer:innen und Stakeholder zur Förderung inklusiver und unterstützender informeller Lernräume entwickelt werden.
Ausgehend von dem Ansatz, dass fehlende soziale Integration der zentrale Faktor für einen Studienabbruch ist (Social Integration Model nach Tinto, 1975), wurde im Zuge des Projekts der Zusammenhang der Verfügbarkeit informeller Lernumgebungen mit der sozialen Integration und dem Wohlbefinden der Studierenden gemessen.
Als Ergebnis kann festgehalten werden, dass informelle Lernumgebungen
- von Studierenden mit Beeinträchtigungen als signifikant weniger verfügbar und erreichbar wahrgenommen werden,
- den Austausch fördern und die soziale Integration der Studierenden untereinander erhöhen,
- das Wohlbefinden und die Gesundheit der Studierenden erhöhen und
- dadurch die Zufriedenheit und senken die Abbruchquoten steigern.
Hieraus lässt sich schlussfolgern, dass räumliche Strukturen und der Ausbau informeller Lernumgebungen bei der Entwicklung von Hochschulen unbedingt ausreichend berücksichtigt werden sollten.
Zusätzlich wurde untersucht, welche organisationalen Barrieren bestehen und welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, um z.B. formelle Lernumgebungen als informelle Lernumgebungen gestalten und nutzen zu können. Demnach fehlen häufig generell Informationen über informelle Lehr- und Lernräume, es gibt keine Reservierungsmöglichkeiten, die Öffnungszeiten sind begrenzt und/oder der Zugang technischer Infrastruktur (z.B. PC-Räume) bzw. die Nutzung formeller Lernumgebungen als informelle Orte sind eingeschränkt. Abhilfe schaffen könnten hier z.B.
- ein Online-Tool mit Suchfunktion für freie Lernumgebungen
- ein elektronisches Schließsystem für Orte und Räume für Studierende und
- die Ausstattung von Lernorten mit W-Lan und Stromanschlüssen und passendem Mobiliar.
Um eine Nutzung informeller Lernorte zu ermöglich und intensivieren bedarf es laut Studie zusätzlich organisationaler Voraussetzungen wie
- bedarfsgerechter Öffnungszeiten (z.B. in Semester -und Prüfungszeiten)
- Verfügbarkeit von Informationen über Lernmöglichkeiten auf dem Campus (analog und digital)
- Analyse von Nutzungsintensität und Nutzungsprofilen.
Abhilfe kann hier eine digitale Plattform schaffen, wie sie im Rahmen des Projekts entwickelt wird. Diese sollte bestenfalls in hochschulspezifische Plattformen wie z.B. Hochschulapps integriert sein, ein Buchungssystem für informelle Lernräume zur Verfügung stellen und die Auslastung der Räume in Echtzeit anzeigen. Zusätzlich sollte sie über eine Navigationsfunktion verfügen, die die Nutzer:innen zu den betreffenden Räumen leitet und die Möglichkeit zum Teilen von Informationen über Lernorte sowie zum Nutzer:innenfeedback bieten.
Am 20.06.2024 findet an der Universität für Weiterbildung in Krems die Abschlussveranstaltung des Projekts in Form der hybriden internationalen Konferenz „Transformation of Learning Environments: Innovative and Inclusive Approaches“ statt. Interessierte können sich registrieren unter https://www.donau-uni.ac.at/en/university/faculties/education-arts-architecture/departments/building-environment/news—events/events/2024/international-conference-transformation-of-learning-environments.html .
Die Website des Projekts ist hier zu finden.
Bildquelle: Akdeniz University