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Hochschulbau, Studium und Lehre

Selbstlernflächen an Hochschulen – wer braucht wieviel von was?

Teil 2 der Blogreihe “Orte des Selbststudiums – Perspektiven für den Campus der Zukunft”

Studierende sitzen nicht nur in Vorlesungen und Seminaren. Lernen im Studium passiert zu großen Teilen selbstständig und außerhalb der Vorlesungssäle und Seminarräume – in der Bibliothek, der Mensa, im Café oder zu Hause. Für die Ermittlung des Bedarfs an „klassischen“ Lehrflächen wie Seminarräumen und Hörsälen gibt es verschiedene gängige und erprobte Methoden:

  • Nachfrageorientiert lässt sich der Bedarf beispielsweise über Modulkataloge und Studierendenzahlen abschätzen.
  • Angebotsseitig kann das Lehrdeputat analysiert und auf unterschiedliche Raumgrößen und -typen verteilt werden – so lässt sich der Bedarf sogar raumspezifisch eruieren.
  • Ergänzend geben Auslastungsuntersuchungen etwa durch Zählungen vor Ort oder Auswertungen von Belegungsplänen Aufschluss über die tatsächliche Nutzung vorhandener Flächen.

Diese Methoden können teilweise adaptiert ebenfalls für Selbstlernflächen eingesetzt werden, allerdings erscheint die Bedarfsermittlung ungleich schwerer: Der Lernort für das Selbststudium ist aller Regel nicht vorgegeben. Insofern fallen die individuellen und heterogenen Präferenzen der Studierenden bei der Lernortwahl stark ins Gewicht, weshalb Präferenztypen oder Motive bedeutsam sind, wie sie in den beiden Vorgängerstudien zu „Orten des Selbststudiums“ (2012/2013 und 2018/2019) betrachtet worden sind. Nicht nur dort zeigte sich, dass es eine Reihe von weiteren Faktoren gibt, die sich auf die Nutzung und den Bedarf auswirken:

  1. Wohnsituation der Studierenden: Wohnen die Studierenden eher hochschulnah, ist ein Pendeln zwischen Wohnort und Hochschule ohne größeren Aufwand möglich – etwa um sich in Freistunden auf die nächste Veranstaltung vorzubereiten oder zwischen Präsenz- und Onlineformaten zu wechseln. Bezahlbarer und attraktiver Wohnraum in Campusnähe wird an vielen Hochschulstandorten allerdings zunehmend zur Mangelware – knapp die Hälfte der Studierenden muss einen Hinweg von mindestens zehn Kilometern vom Wohnort zur Hochschule zurücklegen (siehe: Auswertung Mikrozensus 2024). Zudem ist nicht gesagt, dass der Wohnraum der Studierenden lernförderliche Bedingungen bietet – etwa, wenn dieser zu laut oder zu beengt ist, Wohnraum mit anderen Personen geteilt werden muss oder die benötigte Ausstattung nicht vorhanden ist.

  2. Infrastrukturelle Bedingungen am Hochschulstandort: Pendelzeiten und -möglichkeiten hängen maßgeblich von der Verkehrsanbindung des Hochschulstandorts ab. Anders als Erwerbstätige nutzt über die Hälfte der Studierenden öffentliche Verkehrsmittel; ein weiteres knappes Viertel ist mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs (siehe: Auswertung Mikrozensus 2024). Ebenso variiert das (Alternativ-)Angebot an außerhochschulischen und informellen Lernorten wie Parks, Restaurants, Cafés oder Biergärten von Standort zu Standort. Die Nachfrage nach Lernplätzen auf dem Campus hängt nicht zuletzt davon ab, ob die Hochschule selbst oder ihr Umfeld attraktive und zugängliche Alternativen wie Bibliotheken oder Co-Working-Spaces bietet.

  3. Pädagogische Zielsetzungen und (über-)fachliche Anforderungen: Ob Future Skills, praxisorientiertes und problembasiertes Lernen, medienbasierte Lehr- und Lernszenarien oder flexible und adaptive Lernformate – all dies hat Auswirkungen auf den Bedarf und die Gestaltung passender Lernorte. Was nützt eine hochschuldidaktisch anvisierte und oftmals durch Technik möglich erscheinende Flexibilisierung, Individualisierung und Adaptivität des Lernens, wenn diese auf Räumlichkeiten an der Hochschule trifft, an denen sich die Heterogenität individueller Lernstile und Arbeitsweisen nicht leben lassen? Sterile Lernumgebungen – vielleicht noch mit festen Tischen und Stühlen in großen Räumen – stehen im Widerspruch zu den Anforderungen an eine neue, lebendige, medienangereicherte, austausch- und transferorientierte Lernkultur.

  4. Hochschulgovernance: Flächen an Hochschulen sind limitierte und nicht selten umkämpfte Ressourcen, die unter dem Gesichtspunkt von Flächensuffizienz effektiv genutzt werden sollten. Insofern ist zu fragen, wer an einer Hochschule darüber entscheiden kann, welche Orte und Räume zum Selbstlernen zur Verfügung gestellt bzw. geschaffen werden und wie diese aussehen sollen. In der Regel sind es verschiedene Akteure, die an den Hochschulen für die Bereitstellung, Gestaltung und Ausstattung von Selbstlernflächen verantwortlich sind: Gebäudemanagement, Hochschulleitung, Studierendenwerke, Fakultäten/ Institute, Bibliotheken, Studierende und Lehrende. Einschätzungen zum Bedarf an Orten für das Selbststudium werden variieren, je nachdem wer an einer Hochschule danach gefragt wird.

Bedarfsermittlungen sind naturgemäß unscharf – nicht nur aufgrund der Vielzahl komplexer Einflussfaktoren, sondern auch, weil sie entweder auf IST-Daten beruhen, die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bereits veraltet sein können, oder auf Prognosen, die zwangsläufig mit Unsicherheiten behaftet sind. Hochschulen können allerdings verschiedene Maßnahmen ergreifen, um Bedarfe an Selbstlernflächen zu ermitteln und möglichst attraktive und lernförderliche Flächen zu gestalten:

  • Befragungen, Nutzungsdaten und Standortanalysen können zeigen, wo und wie viel Platz vorhanden ist und ggf. zusätzlich gebraucht wird.
  • Leere ungenutzte Räume, Mensa‑Flächen oder Veranstaltungsräume außerhalb der Belegungszeiten können identifiziert und effizienter genutzt werden.
  • Die Verantwortung für die Bereitstellung und Gestaltung von Selbstlernflächen kann gemeinschaftlich zwischen verschiedenen Hochschulakteuren abgestimmt und koordiniert werden.
  • Testflächen können eingerichtet und Projekte zur Raumgestaltung gemeinsam mit den Studierenden umgesetzt werden (z. B. Leerraum-Projekt).

Im nächsten Blogbeitrag stellen wir unser entwickeltes Studiendesign vor. Indem wir verschiedene Perspektiven miteinander betrachten und einholen, versuchen wir dadurch Aussagen zur Bedeutung von Selbstlernflächen für die Gestaltung des Campus der Zukunft sowie Flächenbedarfen zu treffen. 

Interesse am Thema? Dann kommen Sie gerne auf uns zu!

Haben Sie eigene Erfahrungen, Ideen oder Fragen zu Lernorten und Campusentwicklung? Oder wollen Sie uns auf Beispiele oder ein Vorhaben hinweisen, in denen es um die Gestaltung der Hochschule als Lernort geht? Dann nehmen Sie gern Kontakt mit uns auf.
Wir sind gespannt auf Ihre Perspektiven und freuen uns auf den Austausch!

Projektteam:
Christina Lünsdorf
Dr. Christian Kühn
Jennifer Böhnke
Funda Seyfeli-Özhizalan


Bildquelle: Pixabay/mel_88


Dr. Christian Kühn