Am 26.06.2025 feierte HIS-HE sein 10-jähriges Bestehen mit einem großen Festakt. Als Rednerin eingeladen war unter anderem Prof. Alexandra den Heijer von der niederländischen Technischen Universität Delft. Ihr Lehrstuhl für Öffentliche Immobilienwirtschaft konzentriert sich auf die Herausforderungen des Managements öffentlicher Immobilienportfolios, indem er Theorien zur Verbesserung von Entscheidungsprozessen und zur Entwicklung neuer Konzepte für die gebaute Umwelt entwickelt. Den Kern ihrer Arbeit sieht Prof. den Heijer darin, Universitäten und andere Organisationen bei ihren Entscheidungen zur Verwaltung ihrer öffentlichen Immobilienportfolios zu unterstützen, um inspirierendere, sinnvollere, funktionalere, erschwinglichere, ressourceneffizientere und nachhaltigere gebaute Umgebungen zu schaffen[1].
Das klingt natürlich spannend und so nahmen wir den Besuch von Prof. den Heijer dann auch zum Anlass, mit ihr ein internes Fachgespräch zu führen. Dabei berichteten Kolleginnen und Kollegen aus der Arbeit der drei Geschäftsbereiche von HIS-HE und Prof. den Heijer gab einen Einblick in die Hochschullandschaft der Niederlande, die sich unter anderem aus 13 staatlich finanzierten Universitäten mit insgesamt ca. 140 Hochschulbauten zusammensetzt.
Nach Aussagen von Prof. den Heijer hat sich die Zahl der Studierenden in den Niederlanden in den letzten 25 Jahren verdoppelt, was nicht zuletzt auch an einem großen Anteil internationaler Studierender liegt. Die Campusfläche ist hingegen weitgehend gleichgeblieben. Um mit den Herausforderungen dieser Entwicklung besser umgehen zu können, wechselten die niederländischen Hochschulen von einem territorialen Flächenmodell zu einem Modell gemeinsam genutzter Flächen. Das heißt, Fakultäten erhalten nicht länger eigene Gebäude, sondern sie müssen sich im Falle eines Wachstums Flächen mit anderen Fakultäten teilen. Die technischen Universitäten waren hier zunächst Vorreiter, mittlerweile wurde dieses Modell auf nahezu alle Hochschulen ausgeweitet. Um der wachsenden Zahl Studierender zu begegnen, werden an der TU Delft zudem teilweise vakante Büroflächen zur Nutzung durch Studierende freigegeben. Dies wird möglich, da die Büros Zählungen zufolge täglich im Schnitt nur 4 von 8 möglichen Stunden ausgelastet sind. Auch Mensen und Cafés werden zu 70% ihrer Öffnungszeiten für Gruppenarbeiten von Studierenden genutzt. In diesem Zusammenhang betonte Prof. den Heijer, dass in der Regel nur 20% der Hochschulfläche (NF 1-9) in den Niederlanden für Lehre genutzt werden und 80% auf andere Zwecke entfallen.
Insgesamt sind Anreize zum Flächensparen nach Ansicht von Prof. den Heijer individuell zu betrachten und anzuwenden. So macht sie z.B. die Erfahrung, dass Studierende sich in ihren Entscheidungen vor allem durch Argumente der Nachhaltigkeit überzeugen lassen, während bei den niederländischen Professor:innen Argumente für bessere Forschungsbedingungen erfolgreich greifen (mehr Geld für Forschung, weniger Geld für Fläche). So hat sich z.B. eine finanzielle Förderung von Forschungsnetzwerken und damit eine gemeinsame Nutzung von Laboren hier als ein geeignetes Steuerungsinstrument erwiesen. Unter anderem aufgrund der, im Vergleich zu Deutschland, geringen Größe der Niederlande ist es möglich, landesweite Übersichten mit Kennzahlen der Hochschulen zu erstellen, die eine fundierte Datengrundlage für Entscheidungen darstellen und einen direkten Vergleich der Hochschulen untereinander erleichtern. Insgesamt gilt es nach Aussage von Prof. den Heijer vor allem, die Themen Finanzen, Strategie, Funktionen, physische Rahmenbedingen und Energieverbrauch miteinander in Verbindung zu setzen, um tragfähige und nachhaltige flächenrelevante Entscheidungen treffen zu können. Indem Vertreter:innen dieser Themenbereiche gemeinsam an einen Tisch gebracht werden, gelingt es Argumente der jeweiligen anderen Parteien besser verständlich zu machen und auf diesem Weg schneller einvernehmliche Lösungen zu kreieren.
Das Gespräch mit Prof. Alexandra den Heijer war ein inspirierender Auftakt für unsere Feierlichkeiten und hat uns neugierig gemacht, noch mehr über ihr Forschungsgebiet zu erfahren. Weiterer Austausch ist bereits in Planung und wir werden natürlich an dieser Stelle berichten.
[1] https://www.tudelft.nl/en/architecture-and-the-built-environment/about-the-faculty/professors/profdrir-ac-den-heijer
Bildquelle: HIS-HE