Wie sieht die ideale Lernumgebung von Studierenden aus?
HIS-HE führt derzeit im Rahmen des Masterstudiengangs „Wissenschaft und Gesellschaft“ an der Leibniz Universität Hannover eine Ringvorlesung zum Thema „Methoden der Hochschul- und Wissenschaftsberatung“ durch. In diesem Zusammenhang hatten meine Kollegin Claudia Langspecht und ich die Gelegenheit, eine Veranstaltung zum Thema Bauliche Hochschulentwicklung zu gestalten. Hierbei nahmen wir vor allem das Thema Lernräume in den Fokus und wollten von den Studierenden erfahren, wie ihre persönliche ideale Lernumgebung aussieht.
Unsere Veranstaltung war in drei Teile gegliedert. In einem ersten Teil wurden die Kernthemen und Arbeitsweisen der baulichen Entwicklungsplanung erläutert. Daran schloss eine kurze Vorstellung eines unserer aktuellen Projekte an, das die Entwicklung eines Konzepts für neue Lern- und Arbeitswelten an einer norddeutschen Hochschule zum Thema hat. Aus diesem Projekt griffen wir in einem dritten Teil den Punkt der studentischen Selbstlernflächen heraus, die im Projektzusammenhang neu gedacht und verortet werden sollen. Die Studierenden sollten anhand des Mottos „Meine ideale Lernumgebung“ in drei parallellaufenden Breakout Sessions in Kleingruppen erarbeiten, was aus ihrer Sicht bei der Neukonzipierung sowie Verortung von studentischen Selbstlernflächen wichtig ist. Dabei stellten wir in den Gruppen sowohl geschlossene Fragen wie z.B. nach der gastronomischen Versorgung oder den Öffnungszeiten, als auch offene Fragen wie z.B. nach den persönlichen Tops und Flops. Auch eine potentielle Neubewertung des Lernortes Hochschule im Zuge der Erfahrungen aus der Corona-Pandemie war Thema. Erstaunt haben uns die Antworten. Hier kam einerseits Erwartbares wie der Wunsch nach ausgedehnten Öffnungszeiten, ausreichend Steckdosen und gutem W-LAN heraus. Andererseits wurde aber auch deutlich, dass sich viele Studierende vor allem Basics wie eine ausreichende Zahl an Arbeitsplätzen, eine ruhige Lernumgebung oder genügend Orte für Gruppenarbeiten wünschten. Eine Teilnehmerin sagte, sie brauche keine stylischen Räume mit unbequemen Stühlen und technischem Schnickschnack, der dann nach kurzer Nutzungsdauer kaputt gehe und für dessen Reparatur keine Gelder zur Verfügung stünden. In allen drei Gruppen wurde darüber hinaus die Rolle der gastronomischen Versorgung hervorgehoben. So wünschten sich alle Studierenden für die Dauer der Öffnung der Lernorte eine gute und lernortnahe Versorgung mit Snacks und Getränken. Und auch die Wahrnehmung der Hochschule als Lernort hat sich nach Einschätzung der Studierenden im Zuge von Corona verändert: alle Studierenden waren sich einig, dass die Bedeutung der Hochschule als Ort des Lernens und Austauschens deutlicher zu Tage getreten ist.
Insgesamt hat sich aus dieser kurzen Umfrage unter den Studierenden für uns ein interessantes Bild ergeben, das wir im Rahmen unseres laufenden Projektes aufgreifen und näher betrachten wollen. Was sind die grundlegenden Anforderungen, die aus Sicht der Studierenden in Bezug auf einen Lernort erst einmal erfüllt werden müssen? Und wie steht es mit der Raumkompetenz, also der Fähigkeit, sich einen idealen Lernort den individuellen Bedürfnissen entsprechend vorzustellen und zu gestalten? Und dann natürlich die Frage nach der Wirklichkeit an den Hochschulen, wenn diese als Lern- und Kommunikationsort an Bedeutung weiter zunehmen, aber ggf. schon mit dem Erfüllen der grundlegenden Anforderungen an Raum und Ausstattung Schwierigkeiten haben. Spannende Fragen, mit denen wir uns weiter auseinandersetzen werden. Fortsetzung folgt…
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